Ein eingewachsener Nagel ist zwar oft schmerzhaft, aber in den meisten Fällen harmlos. Dennoch sollte er möglichst schon bei Auftreten der ersten Symptome behandelt werden, damit keine Entzündungen und weitere Komplikationen entstehen. Doch was sind überhaupt die Ursachen und Symptome eines eingewachsenen Nagels? Wie kann man ihn in den verschiedenen Entwicklungsstadien behandeln – und wie lässt sich einem erneuten Auftreten vorbeugen?
Was ist ein eingewachsener Nagel?
Ein eingewachsener Nagel (fachsprachlich auch Unguis incarnatus oder Onychocryptosis) bezeichnet das Einwachsen der seitlichen Nagelenden in das umliegende Gewebe, was zu Entzündungen, Schmerzen und – je nach Stadium – zu Infektionen führen kann. Er kann an allen Nägeln auftreten, macht sich jedoch besonders häufig an den Füßen und insbesondere an den großen Zehen (Hallux) bemerkbar.
Eingewachsene Nägel kommen bei Männern und Frauen gleichermaßen vor, wobei junge Menschen sowie Personen mit bestimmten Erkrankungen oder Anomalien in der Fuß- bzw. Nagelstruktur häufiger betroffen sind.
Was sind die Ursachen für einen eingewachsenen Nagel?
Eingewachsene Nägel treten vergleichsweise häufig auf und können die folgenden Ursachen haben:
- Falsch geschnittene Nägel: Zu kurz geschnittene und/oder an den Seiten abgerundete Nägel sind der häufigste Grund für das Einwachsen eines Nagels.
- Zu enge Schuhe: Zu spitze oder zu enge Schuhe mit hohen Absätzen drücken auf die Zehen und können dazu führen, dass der Nagel in die umliegende Haut einwächst.
- Übermäßiges Schwitzen: Der Schweiß weicht die Haut um den Nagel auf und begünstigt das Eindringen des Nagels.
- Traumata und Stöße: Insbesondere beim Sport (blauer Nagel) oder nach kleinen Unfällen und Verletzungen im Alltag.
- Rollnägel: Diese krankhafte Krümmung der Nagelplatte tritt besonders häufig bei Menschen ab 50 Jahren auf und drückt die seitlichen Nagelränder zunehmend in das umliegende Gewebe.
- Deformationen an Füßen und Zehen: Hornhaut, Hallux valgus, aneinanderreibende Zehen.
- Komorbidität: Bestehende Erkrankungen, die sich auf die Nägel und/oder Füße auswirken.
Was sind die Symptome für einen eingewachsenen Nagel?
Ein eingewachsener Nagel geht typischerweise mit verschiedenen visuellen und physischen Symptomen einher:
- Rötung: Die den Nagel umgebende Haut wird rot und erwärmt sich, was ein Anzeichen für eine Entzündung ist.
- Schwellung: Der Zeh verdickt sich, bevor sich eine Wölbung und mitunter eine fleischige Beule bildet.
- Lokale Schmerzen: Insbesondere um die Nagelränder entsteht eine Druckempfindlichkeit, die durch das Tragen von Schuhen noch verstärkt werden kann. Die Schmerzen sind in der Regel pulsierend und können im Laufe der Zeit an Intensität zunehmen.
- Verletzte Haut: Das Eindringen des Nagels in die Haut kann einen kleinen blutenden Schnitt im Gewebe verursachen.
- Eiterbildung: Eine durch Bakterien ausgelöste Infektion kann zu einem gelblichen Ausfluss führen.
Im Rahmen der Diagnose und zugunsten einer angemessenen Behandlung unterscheidet die Medizin drei Schweregrade des eingewachsenen Nagels:
- Stadium 1: Entzündung mit Druckschmerz und Wärmegefühl, ohne Infektion.
- Stadium 2: Infektion mit Ödembildung, Eiterausfluss und nahezu permanenten Schmerzen. Das Gehverhalten ist möglicherweise beeinträchtigt.
- Stadium 3: Fleischige Beule oder Granulationsgewebe (äußerst empfindliche und rot durchblutete Hautwucherung) als Anzeichen einer chronischen Infektion sowie einer fehlenden oder ungeeigneten Behandlung.
Wie erkennt man einen eingewachsenen Nagel?
Die charakteristischen Symptome eines eingewachsenen Nagels ermöglichen es Betroffenen in der Regel, eine korrekte erste Diagnose zu stellen und entsprechend zu handeln. Wenn beispielsweise das Gewicht der Bettdecke auf dem Zeh nachts Schmerzen hervorruft, ist die Wahrscheinlichkeit eines eingewachsenen Nagels groß.
Im Zweifelsfall können Allgemeinärzt:innen oder Podolog:innen diese Diagnose durch eine einfache klinische Untersuchung bestätigen (bzw. widerlegen).
Was ist der Unterschied zwischen einer Nagelbettentzündung und einem eingewachsenen Nagel?
Eine Nagelbettentzündung (fachsprachlich Paronychie) ist eine bakterielle Infektion der Haut und Unterhaut, die meist als Folge einer Hautverletzung an den Händen auftritt. Sie kann sich rund um den Nagel oder an der Fingerkuppe entwickeln und äußert sich in einem kleinen, schmerzhaften und oft eitrigen Abszess.
Welche Fachkräfte können einen eingewachsenen Nagel behandeln?
Im Falle eines eingewachsenen Nagels können Sie sich zunächst an eine:n Fußpfleger:in wenden. Diese Fachkraft kann einen eingewachsenen Nagel im frühen Stadium ordnungsgemäß behandeln und Sie bei Bedarf an eine:n Podolog:in überweisen (bei der Hand an eine:n Dermatolog:in).
Ein Termin ist zu vereinbaren, wenn Sie 48 Stunden nach der ersten Behandlung zu Hause eine Verschlechterung feststellen.
Personen mit Diabetes, Gefäßerkrankungen, Immunschwäche oder einem erhöhten Infektionsrisiko sollten bei Auftreten eines eingewachsenen Nagels umgehend einen Termin bei ihrem Hausarzt/ihrer Hausärztin vereinbaren.
Kann ein eingewachsener Nagel von selbst heilen?
Wenn keine Begleiterkrankungen vorliegen und der eingewachsene Nagel kaum Schmerzen verursacht, nicht eitert und keine Wucherungen aufweist, kann die Entzündung selbst behandelt werden.
Eine frühzeitige Behandlung verringert das Risiko von Komplikationen und damit die Notwendigkeit eines Arztbesuches erheblich. Deshalb sollte ein eingewachsener Nagel immer ernst genommen und sein Verlauf genau beobachtet werden.
Wichtig: Ein eingewachsener Nagel stellt keinen gerechtfertigten Grund für einen Besuch in der Notaufnahme oder einen Anruf beim Rettungsdienst dar.
Wie kann man einen eingewachsenen Nagel schnell behandeln?
Solange er sich noch im Anfangsstadium befindet, können Sie einen eingewachsenen Nagel selbst behandeln.
Desinfizieren Sie den betroffenen Nagel und das umliegende Gewebe dazu zweimal täglich mit einer antiseptischen Lösung. Durch ein Stück sterile Watte oder Gaze (einen „Wattebausch“) können Sie den Druck des Nagels auf die Haut verringern und den Zeh mit einem Pflaster schützen.
Tragen Sie bequeme (möglichst offene) Schuhe und ziehen Sie diese so oft wie möglich aus, um den Zeh ungestört verheilen zu lassen.
Ergänzen Sie die Behandlung mit einem Mittel gegen eingewachsene Nägel. Das Serum für eingewachsene Nägel von PODERM® lindert die Schmerzen, erleichtert das Schneiden und Nachwachsen der Nägel und wirkt als schützende Barriere für die Haut.
Das Abklingen der Schmerzen und Schwellungen deutet auf eine fortschreitende Heilung hin.
Ein eingewachsener Nagel im Stadium 2 erfordert möglicherweise den Eingriff einer podologischen Fachkraft, die im Rahmen der Behandlung folgendermaßen vorgeht:
- Entfernung des für das Einwachsen oder die Wunde verantwortlichen Nagelteils, um die Heilung zu beschleunigen und die Schmerzen zu lindern.
- Einlegen einer Drainage oder Tamponade zwischen Nagel und Nagelfalz.
- Behandlung der Hautwucherungen mit einem Silbernitratstift.
In schweren Fällen ist ein kleiner ambulanter Eingriff durch eine:n Orthopäd:in erforderlich, bei dem der betroffene Nagelteil unter örtlicher Betäubung entfernt wird.
Die Genesung nach einer solchen Operation beläuft sich in der Regel auf 15 Tage bis einen Monat, wobei das Laufen meist schon weitaus schneller wieder möglich ist. Sportliche Aktivitäten sollten jedoch etwa einen Monat lang eingeschränkt oder vermieden werden, um eine vollständige Heilung zu begünstigen.
Im Falle eines stark gekrümmten Rollnagels kann auch eine Orthonyxie erforderlich sein. Durch das Einsetzen einer Nagelkorrekturspange wird die Krümmung des Nagels dabei ohne chirurgischen Eingriff auf schmerzfreie Weise korrigiert.
Natürliche Behandlung von eingewachsenen Nägeln: Funktioniert das?
Auch wenn es verlockend erscheint: Hausmittel und „natürliche“ Heilmittel haben sich zur Behandlung eines eingewachsenen Nagels leider bislang nicht als wirksam erwiesen.
Sie sind bestenfalls wirkungslos und können die Situation schlimmstenfalls weiter verschlechtern. Entsprechend sollte man sich der Risiken bewusst sein, bevor man versucht, einen eingewachsenen Nagel mit Hausmitteln zu behandeln.
Stellen Sie die Anwendung dieser Mittel im Zweifelsfall umgehend ein und wenden Sie sich an eine:n Allgemeinmediziner:in, Fußpfleger:in, Podolog:in oder Dermatolog:in.
Fußbad mit Bittersalz gegen eingewachsene Nägel
Bittersalz ist reich an Magnesium, verfügt über entzündungshemmende Eigenschaften und kann zur Beruhigung des Gewebes sowie zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Geben Sie das Salz einfach in lauwarmes Wasser und baden Sie Ihre Füße mehrmals täglich für 5 bis 10 Minuten, bevor Sie sie gründlich abspülen.
Wasserstoffperoxid zur Desinfektion eingewachsener Nägel
Wasserstoffperoxid bekämpft Bakterien und Infektionen und trägt so zur Schmerzlinderung bei. Bereiten Sie ein Fußbad mit einem Liter lauwarmem Wasser und 120 ml Wasserstoffperoxid vor, lassen Sie Ihre Füße 15 Minuten lang darin einweichen und trocknen Sie sie anschließend gut ab.
Apfelessig als antibakterielles Mittel gegen eingewachsene Nägel
Apfelessig ist ein starkes antibakterielles Mittel, das zu Linderung von Entzündungen beitragen kann. Vermengen Sie 60 ml Essig mit einem Liter warmem Wasser und baden Sie Ihre Füße 15 Minuten lang in dieser Mischung. Trocknen Sie Ihre Füße anschließend gut ab.
Knoblauchwickel gegen eingewachsene Nägel
Knoblauch kann zur Linderung von Infektionen und Entzündungen beitragen, Rötungen abklingen lassen und die Heilung fördern. Pürieren Sie einfach eine Knoblauchzehe und tragen Sie die Knoblauchpaste direkt auf den eingewachsenen Nagel auf. Mit einem Verband oder einer Gaze umwickelt können Sie diese Anwendung über Nacht einwirken lassen.
Ätherische Öle zur Behandlung eines eingewachsenen Nagels
Aufgrund ihrer potenziell heilenden und antiseptischen Eigenschaften können ätherische Öle wie Calendula- oder Teebaumöl zur Behandlung eines eingewachsenen Nagels verwendet werden.
Wichtig: Unter keinen Umständen dürfen ätherische Öle während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie von Kindern verwendet werden.
Wie kann man eingewachsenen Nägeln vorbeugen?
Eine geeignete Fußpflege und verschiedene weitere Maßnahmen können dem erneuten Auftreten eines eingewachsenen Nagels vorbeugen:
- Waschen Sie Ihre Füße täglich und entfernen Sie abgestorbene Hautzellen um das Nagelbett durch sanftes Bürsten.
- Schneiden Sie Ihre gut aufgeweichten Nägel nach dem Duschen und lassen Sie einen geraden Rand von zwei bis drei Millimetern Länge stehen.
- Verwenden Sie eine desinfizierte Nagelschere bzw. einen desinfizierten Nagelknipser.
- Tragen Sie bequeme Schuhe und vermeiden Sie hohe Absätze.
- Tragen Sie im Sommer vorzugsweise offene Schuhe.
- Tragen Sie zuhause möglichst weder Schuhe noch Socken.
- Tragen Sie Baumwollsocken, um eine übermäßige Schweißbildung zu vermeiden.
Dieser Artikel basiert auf dem zum Zeitpunkt seiner Erstellung geltenden wissenschaftlichen Konsens. Durch neue Erkenntnisse gelten seine Inhalte ggf. anteilig oder vollständig als überholt. Der Artikel zielt nicht darauf ab, die Diagnose durch eine medizinische Fachkraft zu ersetzen.
